Die Nachhaltige

Erst rette dich, dann die Umwelt

Kennt ihr das wenn eine Stimme in eurem Kopf immer lauter wird und ihr habt dann irgendwann das Gefühl ihr müsstet eure Gedanken einfach nur laut rausschreien? Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet der folgende Artikel mein nächster Beitrag auf „Herbstmeedchen“ sein wird.

Es gibt Themen bei denen braucht man einfach mehr als ein oder zwei Denkanstöße, um darüber zu schreiben oder selbst etwas ändern zu wollen.

Umdenken fängt im Kopf an.

Ich habe mir darüber Gedanken gemacht, dass es gar nicht so leicht ist ein guter Mensch zu sein und damit meine ich nicht die Hilfsbereitschaft gegenüber anderen Menschen oder zu spenden etc. sondern vielmehr unseren Planet zu schützen, der Umwelt was Gutes zu tun und damit auch einhergehend die Achtsamkeit auf sich zu legen.

Bestimmt hat jeder in der letzten Zeit die Worte „Microplastik, Greta Thunberg oder unverpackt“ gehört. Und alle haben sie in irgendeiner Form mit dem Klimawandel, Müllverschwendung oder unserem „healthy lifestyle“ zu tun.

Erst vor wenigen Tagen habe ich einen erschreckenden Beitrag gesehen indem es um Plastikmüll geht, was mit diesem Müll in Deutschland passiert und was es im menschlichen Körper ausrichten kann, wenn wir ununterbrochen Nahrung aufnehmen, die vorher in Plastik war. Das Ergebnis war erschreckend.

Noch erschreckender war jedoch, als mir klar wurde, wie ungesund und plastikintensiv ich mich ernähre, wieviel Plastik allein in unserem Haushalt vorhanden ist und wieviel Müll wir dadurch produzieren. Und vor allem, was es bei unseren Kindern ausrichten kann, wenn wir nichts ändern. Von erhöhten Krebsrisiko und Zeugungsunfähigkeit ganz zu schweigen.

Auch war ich erstaunt darüber, dass unsere Recyclingquote in Deutschland scheinbar geschönt ist. Weltweit liegen wir vorn, was das Wiederverwerten von Abfällen betrifft. Etwa 45 % unseres Mülls wird recycelt. Was aber keiner weiß: nur etwa 10-15 % davon werden tatsächlich wiederverwertet. Der andere Teil wird entweder ins Ausland exportiert oder verbrannt. Der Export ist insofern schlimm, dass die Länder in denen unser Müll abgelagert wird, meist keine Ahnung haben, wie schädlich dieser Müll eigentlich ist, noch sorgen sie für richtige Deponien. Die Luft wird verpestet, die Flüsse ungenießbar gemacht. Auch die Müllverbrennung in Deutschland ist ähnlich katasrophal.*

I’m a barbiegirl in a barbiewold, life in plastic, it’s fantastic… (Aqua)

Ich finde es allerdings alles andere als fantastisch in einer Welt zu leben, voller Plastik, aber genauso ist es. Noch vor 20 Jahren hatten wir längst nicht so viele Kunststoffe in unserem Alltag als heute. Innerhalb von 1qm um uns herum, finden sich etwa 3-4 Gegenstände, die aus irgendeinem Kunststoff bestehen. Sicher hat sich dadurch einiges vereinfacht, manches ist sicherer, leichter oder gar erst möglich geworden durch Plastik. Und richtig eingesetzt, ist es auch gut, dass es dieses Material gibt. Nur dieses Einweg-Verbrauchsmaterial ist absolut zu viel. Hier hat sich bereits die Regierung eingeschaltet und versucht Wegwerfprodukte zu verbieten oder zu versteuern. So solle es keine Trinkhalme aus Plastik mehr geben, Wattestäbchen aus den Läden genommen werden, Einkaufstüten nicht mehr angeboten werden. Bereits das Mehrwegsystem der PET-Flaschen durch Pfand hat sich bewährt. Auch Coffeeshops sind zum größten Teil auf ein Pfandsystem oder eine No-Plastic-Alternative umgestiegen.

Doch wie sieht es in deutschen Haushalten aus? Im Fernsehbeitrag wurde eine Familie gezeigt, die auf ein plastikfreies Leben umgestellt hat und somit ihren Plastikverbrauch (Müll gelber Sack) von 6 Säcken pro Monat auf 0,5 Säcke reduziert hat. Dafür macht die Familie Abstriche, kauft in Unverpackt-Läden ein und hat jegliche Küchenmaterialien aus Kunststoff entfernt. Der monatliche Einkauf beträgt etwa das Doppelte an Geld, wie vorher.

Leisten kann sich das nicht jeder. Erst heute Abend fiel mir wieder auf, wie unglaublich viel Plastik allein auf dem Abendbrottisch liegt. Jegliche Wurstwaren, der Käse, die Margarine, der Joghurt, das Brot, selbst das Getränk sind in einer Plastikumhüllung, serviert auf teils bruchfesten Kunststoffgeschirr. Am Ende des Verbrauchs landet bis auf Geschirr und Wasserflasche alles im Müll. Und das gibt mir zu denken.

Bei jeder Erhitzung, Verformung, Berührung mit Alkoholen arbeitet Kunststoffmaterial und gibt somit die Weichmacher ab. Dadurch gelangen Microplastikteilchen über den Körper in unseren Organismus. Allein die Körperpflegeprodukte oder gar das tägliche Zähneputzen sind ein sicherer Transportweg für diese minimalen Kunststoffteilchen, die so gar nichts in unserem Körper verloren haben.

Doch ist es einfach, Dinge auszutauschen, umzustellen oder sich komplett davon zu trennen?

Ich will ehrlich sein: ich bin ja erwachsen geworden, weil ich selbst entscheiden darf, mein eigenes Geld verdiene und mir somit Dinge kaufen kann, die ich will und als Kind nicht einfach konnte. Dazu gehört auch das unkontrollierte Kaufen und Essen von Süßigkeiten (auch vor dem Mittagessen 🙂 ). Jede Süßigkeit ist meist noch einzeln verpackt und eingeschweißt in, na was? Plastik natürlich.

Und wenn man die kleineren Schritte wagt und vielleicht auf eine wiederbefüllbare Glasflasche umsteigt, anstatt wie bisher eine PET Pfandflasche zu nutzen, bekommt man doch einen vor dem Bug, weil der Deckel teils mit Kunststoff gearbeitet ist. Auch die Thermoskanne, innen Metall, außen Kunststoff stellt sich als Zwielicht hin. Ist es jetzt also gut, dass ich weniger Müll produziere und sogar Geld spare, weil ich wiederverwendbare Behälter nutze oder muss ich jetzt Angst haben, dass das vorhandene Plastik, eben an diesen Produkten, Schaden an meinem Körper anrichtet?

The struggle is real

In einem Punkt habe ich schon vor Jahren umgestellt. Ich nehme beim Kaufen keine Plastiktüten mehr an, bis auf diese kleinen Tüten für Obst und Gemüse, die bei mir zu Hause als Mülltüte dienen. Doch auch das möchte ich zukünftig anders lösen. (Mehr zu meinem Experiment erfahrt ihr demnächst auf Instagram in meinen Storys).

Plötzlich sehe ich mich aber einer ganz anderen Situation vorgestellt. Man nehme die gemeine Salatgurke (ugs. Schlangengurke). Möchte ich eine Gurke in Bio-Qualität, um ein gutes Gefühl zu haben, dass sie nach Richtlinien angebaut ist und meinem Körper weniger schadet oder nehme ich die normale Discountergurke, worüber man nichts weiß? Hier liegt die Antwort doch klar auf der Hand oder? Natürlich würden die meisten von uns für ein paar Cent mehr zur Biogurke greifen. Was aber wenn ich euch sage, dass ausgerechnet die Bio-Gurke in eine Plastikfolie eingeschweißt ist?

Was soll ich nun tun? Guter Inhalt, aber dafür die Gefahr von Microplastik und zusätzlichen Plastikmüll oder Fragezeicheninhalt ohne Müll? Und so geht das mit vielen Bio Produkten. Ich habe mal gehört, dass es mit zu den Richtlinien gehört, dass Bio Produkte verpackt sein müssen, aber dann ist es doch ein Zeichen für  die Verpackungsindustrie und den Bio-Lebensmittel-Vertreibern eine alternative Lösung zu finden, oder sehe ich das falsch?

Das sind diese „Kleinigkeiten“, die es mir persönlich unglaublich schwer machen, die richtige Entscheidung zu fällen, die dazu führen könnten, ein besserer Mensch zu sein.

 

*Die Zahlen und teilweise Fakten in diesem Artikel, habe ich aus meiner Erinnerung zum Fernsehbeitrag „Das Jenkeexperiment“ (RTL) entnommen.


Welchen Weg schlägst du ein und wie gehst du mit dem Berg an Plastik um?

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