Die Denkerin

Die Sache mit dem Erwachsen werden

Jeder von uns kennt die Geschichte vom Jungen, der niemals erwachsen werden wollte. Und die Geschichte ging immer anders aus, wenn man der Filmindustrie glauben darf.

Es ist drei Uhr nachts. Vor wenigen Minuten war ich im Kinderzimmer, habe meinem Kleinkind ein Fläschchen gegeben und es wieder schlafen gelegt. Jupp, ich bin Mutter. Mit 32 ist das auch ein super Alter, finde ich. Da ist man für sowas auch erwachsen genug.

Trotzdem werfe ich ein Blick auf mein Handy, öffne vor Neugierde Instagram. Nicht, dass ich das jede Nacht tue -nein ich bin häufig zu müde dafür und falle direkt wieder ins Bett – aber diesmal bin ich nicht ganz so müde und will wissen was los ist.

Tatsächlich, eine Nachricht ist da. Tagsüber habe ich mit einer Buchblogger-Kollegin geschrieben. Sie ist ganze 14 Jahre jünger wie ich, also eine Jugendliche, die 18 wird. Und genau das war auch unser Thema und der Anlass diesen Beitrag zu schreiben.

Denn wann ist man wirklich erwachsen?

Damals mit 18 dachte ich, ich könne noch die Welt verändern, alles alleine entscheiden und überhaupt ab sofort Verantwortung zu übernehmen. Schließlich ist man in Deutschland mit 18 doch erwachsen.

Doch weit gefehlt. Zwischen meinem 18ten Geburtstag und dem erwachsen sein, war ich noch Lichtjahre entfernt. Erstmal hat sich sowieso nicht viel verändert, bis ich mit 19 dann von zu Hause auszog. Ab da musste ich erste Entscheidungen treffen, die rückblickend nicht immer alle gut waren. Verantwortung übernehmen musste ich zwar schon, aber ich merkte schnell, dass ich das noch gar nicht will. Und so traf ich bis etwa meinen 23sten Geburtstag eher nicht so erwachsene Entscheidungen. Und das in jeder Lebenssituation. Da war die Sache mit den Freundschaften, das Ding mit den Beziehungen, das Annehmen falscher Jobs und die ständigen Umzüge. Ich wusste einfach noch nicht, was ich wollte.

Jetzt bin ich 32, bin verheiratet, habe Hund und Kind, lebe in einem Haus mit Garten, habe ein Auto und einen festen Job. Da sollte man meinen, dass ich erwachsen bin. Aber bin ich das wirklich?

Ich habe immer geglaubt, da kommt so ein Gefühl, dass sich dann einstellt und man merkt:
„Oh, okay, jetzt bin ich wohl erwachsen!“

Aber irgendwie ist das ausgeblieben. Na klar, es gibt inzwischen Situationen, da schaut man mich an wie eine Erwachsene, behandelt mich auch so (wenigstens muss ich seit ca. 2 Jahren nicht mehr den Ausweis zeigen, weil ich oft jünger wirke) und ich benehme mich entsprechend. Ich kann nicht mehr alles in der kindlichen Verfassung managen, wie noch vor ein paar Jahren. Schließlich habe ich jetzt die Verantwortung für eine Familie und für ein Leben, welches in harmonischen Bahnen verlaufen soll. Trotzdem oder auch gerade deswegen habe ich immer noch ein Kind im Herzen.

Das Leben ist nicht einfach und ohne ein bisschen „Kind“ wahrscheinlich nur schwer zu meistern. Auch eine Sache, die ich mit den Jahren gelernt habe. Eben, dass das Leben nicht einfach ist, einem Steine in den Weg stellt und mal richtig scheiße zu einem ist. Es ist dann schon wichtig, den Ernst der Lage zu begreifen und so zu handeln, wie es korrekt ist, aber es ist eben genauso wichtig sich über das Leben lustig zu machen. Lachen und albern sein, wenn es nicht angebracht ist, doof durch die Wohnung rennen und wie irre Tanzen und unverständlichen Kram zu singen. „Rum apen“, hat meine Mutter früher dazu gesagt. Und dieses „Rum apen“ mache ich auch mit 32 und mein Mann gleich mit.

Also wann ist man den nun erwachsen? Mit 18, weil man volljährig ist? Mit 21, weil man da früher volljährig bzw. großjährig war? Irgendwann Mitte 20? Vielleicht wenn man verheiratet ist oder wenn man eine Familie gründet? Oder ist man erst so richtig erwachsen zwischen 40 und 50?

Wahrscheinlich kann man das gar nicht so genau beziffern. Wie meine liebe Bloggerkollegin sagte, erwachsen sein, kann man nicht am Alter abhängig machen, sondern von der Einstellung. Natürlich gibt es auch Jugendliche und junge Erwachsene, die schon eigene Unternehmen gegründet haben, in der Wissenschaft wichtige Fortschritte gemacht haben oder, oder, oder. Aber der Querschnitt unserer Gesellschaft ist zumindest mit Eintritt in die Volljährigkeit noch grün hinter den Ohren und das ist gut so.

Erwachsen werden, ist nämlich ein Prozess in dem man hineinwächst gemeinsam mit seinen Aufgaben.

Und spätestens wenn man weißt was man im Leben will oder eben nicht will, weiß man das man  zumindest kein Kind mehr ist, man im Stande ist Verantwortung für sich und andere zu übernehmen und wichtige Entscheidungen zu fällen.

Aber auch der Moment, wenn du in die Disco gehst und dich neben den 20 jährigen fühlst wie ein Gruftie, zeigt, dass du zu den Erwachsenen gehörst.

Und by the way. Erwachsen sein, bedeutet all die doofen Floskeln verwenden zu dürfen, die man von den eigenen Eltern zu hören so gehasst hat, z.B.:

  • Solange du die Füße unter meinen Tisch stellst…
  • komm du erst mal in mein Alter…
  • also früher gab es das noch nicht….
  • YOLO was heißt denn das?….
  • Der liebe Gott bestraft kleine Sünden sofort…
  • etc.

Und man wird zumindest von der Umwelt dafür nicht komisch angeguckt. Schließlich ist man jetzt ja 32, Mutter und sowas von erwachsen.

Nicht!


Diesen Beitrag zum Thema „Erwachsen werden“ widme ich meiner lieben Buchblogger-Kollegin Julia, die mit ihren 17 Jahren eine richtig gute Einstellung zum Thema und schließlich meine Welt ein kleines Stückchen verändert hat. Schaut mal vorbei auf ihren Blog www.booksdream.de/blog

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