Die Nachhaltige

Listen, Kisten und Ausmisten

Ballast abwerfen, die Seele befreien.

Immer wenn ich das Gefühl habe, ich benötige eine Veränderung, dann miste ich aus. Ich trenne mich von alten Dingen, die ich angeblich nicht mehr brauche. Ich spende, verschenke, verkaufe oder schmeiße weg. Für mich ist das Ausmisten eine Befreiung für die Seele. Eine Therapie an schlechten Tagen.

Oft passiert mir dieser Ausmistwahnsinn, wenn wir finanziell etwas auf dem Schlauch stehen. Dann schaue ich besonders oft in meine Ecken und gucke, was ich zu Geld machen kann. Oder ich habe diese Idee im Kopf, dass zu viel Zeug bei uns rum steht. Auch dann wandern die Dinge in Kisten, Kartons und Säcke.

Meistens kommt aber dabei weniger rum, als ich wollte und das wiederum drückt meine Stimmung. Es war einfach Ineffektiv und aus einem Affekt heraus. Oder ich packe an einem Tag Stücke an die Seite und kann dann Nächte lang nicht schlafen, weil ich sie doch behalten möchte und hänge sie letztendlich wieder zurück in den Schrank. Vorangegangen ist hier eine Kurzschlussreaktion, eine Übersprunghandlung.

Doch es gibt auch die Momente, wo es mir schwer fällt, mich von gewissen Kleidungstücken oder Büchern zu trennen, weil ich mit ihnen etwas verbinde. Sei es, dass das Kleidungstück schon lange bei mir ist und gute Dienste geleistet hat, weil es vielleicht teuer war, oder weil ich es eigentlich noch nie getragen habe. Bis der Moment kommt, wo ich mich dann doch dazu hinreißen lasse und mich davon löse. Dann ist es jedoch besonders wichtig, in welche Hände das gute Stück gerät.

Kennt ihr die folgende Liedzeile aus dem Song „Leichtes Gepäck“ von Silbermond?

Und eines Tages fällt dir auf, das du 99% davon nicht brauchst, du nimmst all den Ballast und schmeißt ihn weg, den es reist sich besser mit leichtem Gepäck.

Und das ist auch der allgemeine neue Trend: weniger ist mehr. Ganz so extrem, wie die Puristen und Minimalisten müssen wir es ja nicht halten, aber eine aufgeräumte Wohnung sorgt für frischen Wind und neue Ideen. Und wenn wir ehrlich sind, werden Kleidung und Dinge nicht besser, wenn sie länger rumliegen.

Doch wie geht man eigentlich vor? Wie mistet man korrekt aus, ohne eine Kurzschlussreaktion hervorzurufen? Dazu gebe ich euch meine praktischen Tipps:

  • Fokussiere dich auf einen Raum oder ein Thema z.B. Kleidung
  • Lege Boxen, Tüten oder Kisten an, die dir eine Trennung verschaffen. Eine Box ist für Dinge, die auf den Müll können, eine Box ist für Dinge, die du unbedingt behalten willst, eine Box kommen Dinge rein, die du abgeben willst, aber noch intakt
  • Nimm die intakten Dinge und lege fest, was sich noch lohnt zu verkaufen. Den Rest verschenkst du oder spendest es.
  • Schreibe dir Listen. Vielen Menschen hilft es manchmal vorher das Ganze zu verschriftlichen. Mache dir Raumlisten und Gegenstandslisten oder einfach eine Pro und Contra Liste, wenn du dir mal bei einem Teil unsicher bist
  • Nimm dir Zeit zum Überlegen, aber nicht zu lange. Gib dir etwa drei Tage Zeit bei den Teilen, wo du dir unsicher bist ob du sie behalten wirst oder nicht. Manches klärt sich über Nacht.
  • Du weißt immer noch nicht weiter? Kein Problem: frag Freunde oder Familie oder deine Instacommunity ob es das Teil wert ist, behalten zu werden
  • Wenn du verkaufen möchtest bietet sich ebay immer gut an. Stell die Dinge zum möglichst niedrigen Preis als Auktion ein. Gute Fotos sind wichtig. Bei größeren oder teureren Gegenständen empfehle ich ebay Kleinanzeigen. Auch Mamikreisel oder Kleiderkreisel sind gefragt, jedoch habe ich selbst dort eher kaum Umsätze. Für Bücher kann sich Momox lohnen. Bei einer größeren Instacommunity kannst du auch einen Storysale veranstalten. Sei fair mit den Preisen.
  • Spenden lohnt sich immer. Ich gebe gut erhaltene ausgediente Bücher gerne beim Lions Club ab. Dieser macht zwei Mal im Jahr einen großen Büchermarkt. Die Einnahmen gehen der Kinderbildung zu Gute. Frag auch mal in deiner Stadt nach ähnlichen Projekten nach.

Manchmal braucht es aber auch einfach einen Anstoß von außen, mal so richtig aufzuräumen und auszusortieren. Eine gute Inspiration ist die Instagram-Seite Zeit statt Zeug. In einer Challenge gibt es täglich ein ToDo, dem man folgen kann. So räumt man eventuell mal Ecken aus, an die man nicht gedacht  hat.

An dieser Challenge nehme nicht nur ich, sondern auch die beliebte Instagramerin @mellilovesparis teil. Als Vorreiterin von Instabloggern, die durch Kooperationen oft zu viel Kleidung haben, hat sie eigens einen Sale-Account @mellilovespariscloset eröffnet. Dort bietet sie Kleidung und Accessoires zum Selbst-Nenn-Preis an. Sollten sich Käufer und Verkäufer einigen, werden die Einnahmen zu 100 % gespendet.


Ich freue mich sehr, dass ich diese  selbstlose junge Frau für diesen Beitrag gewinnen konnte. Es folgen Mellis persönliche Tipps:

„Wenn ich beschließe auszusortieren, aufzuräumen und Dinge neu zu organisieren, mache ich als allererstes Musik an. Dann albere ich etwas rum und hab Spaß und dann kann der Ernst des Lebens auch schon losgehen.“

Damit keine Katastrophe entsteht sollte man sich nur einen Ort auf einmal vornehmen, da man sonst schnell überfordert ist. Ist man mit dieser kleinen Ecke dann fertig, hat man ein Erfolgserlebnis.

Bei einer Sockenschublade zum Beispiel lohnt es sich, alles einmal auszuräumen und die Lade von innen zu reinigen, außerdem hat man dann einen Gesamtüberblick über die Socken. Es gibt immer die Socken, die man nicht mag, aber einen warm halten oder, die man mal geschenkt bekommen hat. Weg damit, die trägt man noch nicht einmal zu Hause. Sind sie aber heile, können sie gerne in die Kleiderspende gegeben werden. Bei kaputter Kleidung gibt es die Möglichkeit, diese in den nächsten H&M zu bringen. Einfach eine Tüte mit zerschlissener Kleidung packen und abgeben. Diese Stoffe werden dann weiterverarbeitet und tauchen unter dem Begriff concious oder so wieder auf.

Über einen Kontakt von Melli hat man die Möglichkeit Kleidung, aber auch Stifte, Bücher etc. (alles was Kinder benötigen oder Freude bereiten könnte) an eine Organisation für Kinder in Afrika zu spenden. Oft sammelt sich mit der Zeit bei einem selbst einiges an. Hefte, die man mal gebrauchen könnte, fünf Packungen Buntstifte, die man nicht nutzt usw. Vor allem kauft man häufig nach, obwohl man es gar nicht braucht. Diese Dinge sind aber für eine solche Spendenorganisation Gold wert.

„Deshalb habe ich beim Aussortieren meiner Schubladen und Schränke immer einen Karton speziell zum Spenden an die Kinder.
Manchmal habe ich auch Dinge die ich verkaufen möchte aber auch da wird dann das Geld gespendet.
Und das soll dann für Erlebnisse genutzt werden.“

Und hierum kümmert sich dir Organisation dann auch. Das gespendete Geld wird dann für Erlebnisse wie einen Ausflug, Eis essen, Schlittschuhlaufen, ein Festival oder ähnliches genutzt, damit die Kinder ihrem Alltag mal entfliehen können.

Melli bekommt oft Updates aus Afrika und Fotos der Kinder, wie sie z.B. gerade mit ihren Buntstiften malen. Oder ein Bild von einem Jungen im Krankenhaus der Stolz ihre Uhr trägt, die sie nie tragen wollte, sowie ein kleines Mädchen das einen ihrer Rucksäcke trägt.

„Es sind Dinge mit denen ich eine Erinnerung habe oder auch Dinge die mir gar nicht so viel bedeuten, bei denen ich aber weiss, es macht einen Sinn dass ich sie mal bekommen habe/gekauft habe und sie werden genutzt.“

Beim Wiedereinsortieren der Socken z.B. kann man auf bessere Übersicht Wert legen. Melli nimmt jetzt kleine Boxen und rollt die Socken zusammen, damit sie sofort im Blick hat, was sie besitzt. Und so hat sie das bei fast allen Schubladen gemacht. Sei es die mit den Büroartikeln oder die mit der Schminke. Alles in kleine „offene“ Boxen und nach Kategorie. So, dass man auf dem ersten Blick direkt sieht, was da ist.

Ein weiter Tipp von ihr ist: Denk ein paar Tage drüber nach, ob du eine Sache wirklich brauchst, bevor du sie kaufst.


Dieser Betrag entstand in Zusammenarbeit mit Melissa F. (Instagram: @mellilovesparis)

 


Jetzt auch zum Hören: der Herbstmeedchen – Podcast

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