Die Psychologin

Phobophobie – Angst vor der Angst

Die Hände werden nass, der Körper fängt an zu zittern, die Pupillen weiten sich, es läuft dir heiss-kalt über den Rücken, deine Kehle ist wie zugeschnürrt. Du bist ganz starr vor Angst. Dann setzt dein Fluchtmechianismus ein…

Jeder kennt eine oder hat mindestenes eine. Die Rede ist von Phobien oder kurz gesagt: Ängste.

In der modernen Welt, in der wir heute leben, ist es schon fast normal, mindestens eine Phobie vor etwas Bestimmten zu haben. Am häufigsten sind hierbei die Höhenangst oder Platzangst zu nennen. Die Menschheit neigt dazu, sich selbst zu diagnostizieren und jedem „Kind“ einen Namen zu geben. Hauptsache es hört sich dramatisch an. Amaxophobie hört sich doch viel besser an, als die Angst vorm Autofahren. Und Aviophobie klingt auch interessanter als Flugangst. Ist es denn Mode, sich mit teilweise unaussprechlichen „Krankheiten“ zu schmücken? Ist eine Phobie überhaupt eine Krankheit?

Sicherlich hilft es hiebei, sich die einzelnen Personengruppen anzuschauen und zu überprüfen, wie konzentriert die jeweilige Angst wirklich ist.

Ich selbst habe im Laufe meines Lebens eine gewisse Höhenangst entwickelt. Es benötigt schon Überwindung mich auf einen Tisch zu stellen. Stehe ich auf einem hohen Balkon, überkommt mich direkt der Schwindel. Ich habe nicht mehr das Gefühl, Herrin der Lage zu sein. In meiner Kindheit hatte ich das nicht. Also was hat diese plötzliche Angst ausgelöst?

Dann ist da ja noch die Arachnophobie (Angst vor Spinnen). Aber habe ich wirklich Angst davor? Gut, ich ekel mich stark und schon allein die Vorstellung, dass eine Spinne über meine Hand läuft, lässt mich erschaudern. In den schlimmsten Situationen wurde ich von einer Spinne überrascht, weil sie z.B. auf meinen Bademantel saß. Panisch schreiend bin ich weggelaufen. Schon oft hatte ich Träume mit Spinnen, ziemlich Realistische. So realistisch, dass ich aufgewacht bin und dachte, sie seien immer noch da.

Aber ist das nun tatsächlich Angst? Denn von Weitem anschauen, kann ich Spinnen und so ameisengroße Spinnentierchen habe ich auch schon weggeschnippt. Dass Spinnen nützlich sind, weiß ich ebenfalls.

Woher weiß ich also, ob ich wirklich eine Arachnophopie habe?

Ganz pikant ist die Angst vor dem Tod, auch Nerkophobie genannt. Hat nicht jeder Angst vor dem Tod oder wie man stirbt, was danach passiert? Bin ich jetzt Nekrophob oder doch ganz normal?

Ängste zu haben ist ganz normal. So ist zumindest meine Ansicht. Die Angst ist ein Schutzmechanismus, der uns hilft zu überleben. Hätten wir in der Steinzeit keine Ängste gehabt, wären wir nie vor Tieren weggelaufen und heute sicher ausgestorben.

Angst ist also ein natürlicher Urinstinkt. Nur haben wir heute verlernt, realistisch mit unseren Ängsten umzugehen. Sicherlich gab es Zeiten, in denen wir um das nackte Überleben kämpfen mussten, nicht gefressen zu werden. Doch in der heutigen moderenen Welt, brauchen die meisten von uns keine Angst mehr haben, nachts von wilden Tieren angefallen zu werden.

Wir sollten uns deswegen in jeder Situation, die eine gewisse Angst in uns aufkeimen lässt, fragen, ob gerade wirklich unser Leben bedroht ist.

Ich denke eher, dass wir heute weniger Vertrauen in uns und unser Umfeld haben. Menschen, die Angst haben in ein Flugzeug zu steigen und darüber sprechen, dass sie Angst haben, abzustützen, vertrauen wohl eher der Technik und dem Können der Piloten nicht. Und ich brauche ja nicht so weit ans Geländer zu gehen, wenn ich Höhenangst habe, weil ich wahrscheinlich denke, dass es mich nicht hält.

Wir haben gelernt uns schnell in Dinge reinzusteigern, in eine Hysterie auszuarten. Schnell wird aus einer anfänglichen Angst eine Panik. Spätestens dann, wenn diese länger andauert, sollte man doch einen Therapeuten aufsuchen oder zumindest eine Vertrauensperson, die einem den Kopf wäscht.

Bei starken Phobien liegt die Ursache oft in einem Trauma. Vielleicht hat man eine schlechte Erfahrung gemacht, wurde vielleicht von einem Hund gebissen und hat nun Angst davor, dass dies noch einmal passiert.

Fakt ist: keine Angst sollte einfach übergangen werden oder abgewertet, denn jeder Mensch hat eine eigene Wahrnehmung der Umgebung und eben auch was seine Ängste betrifft. Vielleicht lachst du gerade über die Scorodophobie (Angst vor Knoblauch), während ein anderer gerade deswegen halb in Ohnmacht kippt.

Über Ängste sollte man sprechen, aber diese auch angehen.

Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, eines Tages einen Hochseilgarten aufzusuchen, damit ich meine Höhenangst vielleicht überwinden kann.

Top 10 der lustigsten Phobien (die bei dem ein oder anderen doch ernst gemeint sind):

  1. Anatidaephobie – Angst, von Enten beobachtet zu werden
  2. Arachibutyrophobie – Angst, dass Erdnussbutter am Gaumen kleben bleibt
  3. Aulophobie – Angst vor Flöten
  4. Dextrophobie – Angst vor Dingen, die sich an der rechten Körperhälfte befinden
  5. Hippopotomonstrosesquippedaliophobie – Angst vor langen Wörtern
  6. Levophobie – Angst vor Dingen, die sich an der linken Körperhälfte befinden
  7. Nomatophobie – Angst vor Namen
  8. Novercaphobie – Angst vor der Stiefmutter
  9. Santaclausophobie – Angst vor Weihnachten, dem Weihnachtsmann
  10. Urophobie – Angst vor Urin, zu urinieren

(Quelle: http://phobien.ndesign.de/)

 

Wie steht ihr zu dem Thema Phobien? Habt ihr vielleicht selbst eine besondere Angst? Schreibt mir.


Jetzt auch zum Hören: der Herbstmeedchen – Podcast

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