Die Frau

Beruf: Lebenskünstlerin

Name: Sarah

Alter: 31

Beruf: Künstlerin

Um genau zu sein, Lebenskünstlerin.

Eigentlich ist es noch nicht einmal ein Beruf.

Es sind 5.

Ich bin Model, Schauspielerin, Erfinderin, Lehrerin und Haushälterin.

Manchmal bin ich auch noch Finanzberaterin, Psychologin und Erzieherin, aber dann eher hobbymäßig.

(Anm. zum Foto: dies entstammt aus einem Modeshooting, als wir feststellten, dass das Outfit so bescheuert ist, dass das Foto einfach nur lustig ist. Hier passt es gut. Bauarbeiterin Sarah.)

Sarah das Model:

Ein Berufswunsch, den ich schon in der Grundschule hatte und bisher habe ich auch noch nie Geld dafür verdient, stehe nicht unter Vertrag, habe keine Marken präsentiert oder für einen berühmten Fotografen vor der Linse gestanden. Ich bin „myownmodel“. Täglich schaue ich mich im Spiegel an und bewundere mich. Mal mit Verachtung mal mit anerkennendem Nicken. Ich greife jeden Morgen in meinen Kleiderschrank und streife mir die Sachen über, die die Situation gerade erfordert. Als Model bin ich flexibel und wandelbar. Ich kann sportlich sein und elegant, ich kann klassisch aussehen oder mädchenhaft, mal cool und heavy, mal locker und kindlich, aber immer ich. Ich bin eine wandelnde Kleiderstange, ein Abziehbild der Modezeitschriften, ein Peoplemodel. Manchmal ziert mein Gesicht die sozialen Netzwerke. Ich bin ein Model ohne viel Schnickschnack, ohne viel Make-Up oder Designer. Ich model für mich, meinen Mann, meine Familie, meine Freunde und auch sie sind alle Models für sich selbst.

Ich, die Schauspielerin:

Ich kann lachen, ich kann weinen, ich kann wütend sein. Ich kann außer mir sein, stampfen, schreien oder stumm in eine Ecke starren. Ich bin höflich, ich bin freundlich, ich bin hilfsbereit. Ich bin arrogant, eifersüchtig, böse. Manchmal lieblich, manchmal kindlich, manchmal erwachsen. Aber stets ich.

Als Schauspielerin des Alltags spiele ich in einem großartigen Stück namens „Sarahs Leben“, mit mir in der Hauptrolle. Meine Nebendarsteller sind die Menschen um mich herum, die Kulisse ist die Welt in der ich lebe. Mein Stück ist ein Drama, mal heiter mal traurig und immer nah an der Realität. Manchmal müssen einige Darsteller ausgetauscht werden, manche verlassen das Filmset sogar gänzlich. Als Schauspielerin kann ich mich stets in jede Situation gut einfinden, habe meinen Text drauf und falle nie aus der Rolle. Ich lebe sie.

Die Erfinderin:

Erfinder zu sein ist kein Job, der Geld bringt, zumindest nicht wenn man nicht gerade Steve Jobs heißt oder Nutella-Erfinder ist. Dennoch bin ich erfolgreiche unbezahlte Erfinderin. Ich erfinde mich jeden Tag neu. Oder ich habe eine neue Idee dies und jenes zu bewältigen. Ob im Beruf oder in der Freizeit, mein Ideenreichtum ist riesengroß. Ich habe auch schon Geschichten und Lügen erfunden, wenn es darum ging, die Wahrheit zu verdrehen. Aber meine Hauptaufgabe als Erfinderin ist es meine Mitmenschen und Mittiere zu bespaßen. Da macht Not manchmal sehr erfinderisch. Wenn mir mal das Essen zum Hals raushängt erfinde ich neue Rezepte, bei denen das Wasser von den Nudeln überlaufen muss oder der Reis zu lange im Wasserbad verbleiben soll.

Als Erfinderin ist man auch Wissenschaftler und versucht bestimmten Dingen auf den Grund zu gehen, zum Beispiel, warum ganze Sockenhaufen neben dem Bett liegen oder warum Telefonwarteschleifen so nervig sein müssen.

Wenn ich Lehrerin bin:

Dann bin ich hilfsbereit und streng, werfe die Schüler ins kalte Wasser und erkläre ihnen die Welt. Meine Schüler sind alle Menschen, die mir eine Frage stellen. Ich bin allwissend, habe immer eine Antwort. Meine Fächer sind Leben und Liebe, Hund und Haushalt, Moral und Etik. Natürlich helfe ich auch in den allgemeinen Fächern, wie Deutsch, Philosophie sowie  Wirtschaft und Politik. Lehrerin bin ich immer dann, wenn man nicht weiter weiß. Besonders streng kann ich sein, wenn meine Aufgabenstellungen nicht erfüllt werden. Dann hagelt es Rügen und manch einer muss Nachsitzen. Ich unterrichte alle Altersklassen und lerne selbst immer etwas dazu. Mein eigener Lehrer ist das Leben.

Haushälterin:

Der Haushalt muss gemacht werden, täglich. Sei es den Boden wischen, den Herd schrubben, den Müll rausbringen, die Wäsche waschen oder nur das Glas in die Spüle zu stellen. Als Haushälterin putze ich meinem Mann, meinem Kind und Hund hinterher, räume hier und da auf und achte darauf, dass stets alles an seinem Platz ist. Und obwohl ich in einer guten Schule war und meine Mutter die Ausbilderin, bin ich nicht unbedingt die beste Haushälterin. Wenn keiner hinguckt, lasse ich den Krümmel auch mal liegen, den Teller meines Ehegatten am Schreibtisch stehen, wische die Pfotenspuren nicht weg oder ignoriere die Zahnpasterflecken am Spiegel. An diesen Tagen will ich dann einfach mal Freiheit dazu haben. Da ich erste Haushälterin bin, habe ich einen Mann bei mir wohnen, der einen Butlerservice anbietet. An ihn kann ich manchmal Aufgaben delegieren. Doch er ist als Butler genauso schlecht, wie ich als Haushälterin. Dennoch bekommen wir es gemeinsam hin, neue Nahrungsmittel einzukaufen, die Küche und Bäder zu putzen, den Abwasch zu erledigen und mit dem Hund Gassi zu gehen.

Meine Nebenberufe:

Neben den fünf Hauptberufen, jobbe ich das ein oder andere mal als Psychologin für diese und jene Freundin, als Finanzberaterin für unsere Haushaltskasse oder als Erzieherin für meinen Hund.

Wie man sieht, bin ich viel beschäftigt. Eine Frau hat gleich mehrere Jobs und das neben dem Mutterdasein! Und bevor ich es vergesse: einen Job, der mir tatsächlich Geld einbringt habe ich ja auch noch! Und da soll noch einer sagen, ich hätte nichts zu tun.

Übrigens: einen tollen Beitrag über ein ähnliches Thema findet ihr auf dem Blog von Zukkermädchen.


Mich würde interessieren, welche Berufe ihr so ausübt, ob entgeltlich oder unentgeltlich? Erzählt mir davon oder schreibt einen Artikel darüber. Es lohnt sich bestimmt.


Jetzt auch zum Hören: der Herbstmeedchen – Podcast

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