Wenn Partnersuche ein Warenhandel wäre
Ich habe echt Glück gehabt. Vor ein paar Jahren habe ich meinen Mann kennen und lieben gelernt. Inzwischen sind wir schon über sieben Jahre glücklich verheiratet. Doch manche haben nicht so viel Glück.
Ich brauche mich nur in meinem näheren Umfeld umschauen. Sei es in der Verwandschaft, im Freundeskreis oder bei Bekannten. Irgendwo ist immer noch ein Träumer, der nach einem Partner sucht.
Doch wie findet man das passende Gegenstück in der heutigen Zeit?
Inzwischen gibt es viele Portale wie Elitepartner oder Parship. Doch die sind nicht für jeden was. Zum einen werden hier Frauen bevorteilt, heißt nur der Mann zahlt in der Regel für Kontakte. Und eine Gewähr dafür, dass sich in dem Portal vernünftige Leute befinden, also „Singles mit Niveau“, wie es in einem Werbespruch heißt, gibt es auch nicht.
Wer also kein Geld für Partnerbörsen ausgeben will, kann auch die kostenfreien Chats nutzen. Knuddels oder Eden-City waren zumindest vor 10 Jahren mal der richtige Renner. Auch ich habe mich mal unter das dortige Volk gemischt. Deshalb weiß ich auch, was für merkwürdige Gestalten dort rumgeistern. Fast jeder zweite Typ schreibt einem mit „Bock auf cs?“ an. Also ist auch dies keine echte Alternative.
Doch was tun, wenn man so wie wir in einer Kleinstadt lebt? In Großstädten ist es ein Leichtes bzw. leichter jemanden kennen zu lernen. Dort gibt es einfach mehr Möglichkeiten wegzugehen.
Doch bei uns? In die Läden, die es hier gibt will doch keiner rein. Überhaupt, ist es sinnvoll jemanden in der Diskothek kennen zu lernen? Die Analysen sagen: nein. Meistens kommen erst keine Partnerschaften zu Stande und wenn dann gehen sie schnell in die Brüche. Eine ehemalige Schulkollegin von mir beweist da aber das Gegenteil. Hat dort ihren Ehemann kennengelernt.
Neben den alkoholgetränkten Diskobesuchen gibt es ja auch noch die nüchterne Alternative: das Hobby.
Ob Sportverein, Kochkurs oder andere Gruppenformatierungen. Wer schon gemeinsame Interessen hat, wird hier doch sicher fündig. Auch immer gut ist die Partnersuche im Freundeskreis, die sich aber meist eher als Verkuppelei rausstellt. Schwierig wird es, wenn der Freundeskreis eher klein ist und sowieso schon aus Pärchen besteht, wie in unserem Freundeskreis. Wen soll man da noch kennenlernen?
Oft ist auch der Arbeitsplatz eine gute Partnerbörse. Meinen zumindest andere. Für mich wäre das ja nichts, zu viel Ablenkung und vom Chef auch nicht gern gesehen. Aber auch hier kenne ich Menschen, die sich dort kennengelernt haben und inzwischen verheiratet sind und wunderbar zusammenarbeiten. Leider habe ich es widerum auch erlebt, dass sich ein Paar dort kennengelernt hat, Hals über Kopf geheiratet und sich nach kurzer Zeit getrennt hat. Das war dann für das Arbeitsklima gar nicht gut.
Eine Möglichkeit fällt mir dann aber doch noch ein, einen Partner zu finden. Die gute alte Kontaktanzeige. Auch Gerda (75) und Rudolf (59) nutzen diese gerne. Beim Lesen der Tages- oder Wochenzeitung wird dann aber auch schnell klar: U50 ist wirklich wirklich schwierig zu bekommen.
Bleiben wir mal bei der Kontaktanzeige. Wie sähe die denn überhaupt bei einem jungen Menschen um die 20 aus?
Kevin, 21 sucht blonde Chika. Sie sollte big boobs und einen fat ass haben. Gemeinsam cruisen wir dann mit meinem A3 durch die City.
Lena, 25 aus Hamburg sucht lieben Partner. Du solltest gut aussehen, gut zuhören, nett sein, trainiert sein, Kinder und Tiere mögen, Geld verdienen, kochen, eine eigene Wohnung haben, ein eigenes Auto, meine Freunde mögen und nicht eifersüchtig sein. Ich brauche viel Freiraum und treffe mich gerne mit meinen Mädels.
Kathy, 30 mit Anhang sucht ihn 35. Hast du selbst vielleicht schon ein bis zwei Kinder und hast einen Job, dann freue ich mich über deine Bewerbung.
Basti, 26, sportlich sucht Freundin. Ich fahre gerne Rad, spiele Gitarre, zeichne und lese gerne. Neben meiner Arbeit gehe ich auch gerne ins Kino und treffe mich mit Freunden. Wenn du eher ruhig bist und etwas mit meinen Hobbies anfangen kannst bist du genau richtig.
Dragonking28 sucht Hexenmeisterin für magische Momente. Du spielst WOW, TD oder LOL, hast Pokémon auf deinem Handy und kennst dich mit DSA aus? Dann solltest du mich kennenlernen.
Aber mal ehrlich? Würde das heute einer machen? Problem: von den jungen Leuten liest ja nicht wirklich wer Zeitung und was die ganzen Magazine betrifft, Männer werden sich die Frauenmagazine nicht zur Hand nehmen und andersherum.
Also doch lieber Tinder wisch und weg?
Oder mal was ganz krasses ausprobieren und in eine der zahlreichen Kuppelshows aus dem Fernsehen gehen? Ob der Bachelor, Adam sucht Eva, Bauer sucht Frau, schwer verliebt, Schwiegertochter gesucht, Catch the Millonaire, Take me out, Match Factor oder Hochzeit auf dem ersten Blick, wer hier mitmacht ist entweder mutig, glaubt wirklich daran oder macht sich zum Deppen.
Kennt eigentlich irgendwer da draußen die Zahlen, der Paare die sich dort gefunden haben und danach auch noch länger zusammen waren? Ausnahmen bestätigen wie immer bekanntlich die Regeln.
Inzwischen wird das Thema Liebe oder eher der Wunsch nach einer Partnerschaft richtig ausgeschlachtet. Nicht mehr Sex sells, sondern Love sells. Die Medien versuchen damit ihr Geld zu verdienen. Am Ende bleibt der Mensch auf der Strecke.
Wie würde eine Werbeanzeige also aussehen, wenn die Suche nach einer Partnerschaft handfeste Ware wäre?
- Junge Gebrauchte jetzt günstig zu erwerben. (Frau Ende 20, mit mehren EX-Lovern).
- Jahreswagen sucht neuen Besitzer (Für kurze Beziehungen)
- Neuwertiges Modell zum Einsteigerpreis. (Junger Mann ohne vorherige Erfahrungen.)
- Rent a Partner (für One-Night-Stands)
- B-Ware: Partner zum halben Preis (Mutti die keiner mehr haben will.)
- Premiumware zu attraktiven Preisen (Millionär sucht junge Frau oder andersherum.)
Nun, Fakt ist: egal wie man es versucht, einfach ist es nicht. Doch am Ende muss man was dafür tun. Ein Partner kommt eben nicht einfach vom Himmel geflogen. Also Antennen raus und schauen, welche der oben genannten Möglichkeiten zu einem passt.
Jetzt auch zum Hören: der Herbstmeedchen – Podcast